Die blauen Augen von Terence Hill

Stage

Foto: Ian Purnell

von copy & waste

Jörg Albrecht (Text), Susanne Berthold (Regieassistenz), Matthias Grübel (Musik), Janna Horstmann (Schauspiel), Katja Kettner (Produktion), Steffen Klewar (Regie/Schauspiel), Katharina Oberegger (Bühnenassistenz), Caspar Pichner (Bühne), Ian Purnell (Video), Wilma Renfordt (Dramaturgie), Oliver Szewc (Technische Leitung), Sebastian Thiers (Schauspiel), Mathias Znidarec (Schauspiel)

Koproduktion steirischer herbst, HAU Berlin, Theaterhaus Jena & uniT Graz, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds & den Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten

Bud Spencer und Terence Hill sind wieder da! Und wieder hat niemand sie eingeladen. In den billigen Western-Kulissen eines Freizeitparks für Arbeitslose drehen sie ihren neuesten Blödel-Streifen. Dabei gilt: Verschwenden, wo es geht! Prügeln, saufen, Bohnen fressen! Faulheit als Lebensprinzip! Zeit und Geld haben sie schließlich genug, denn nach dem Karriereknick bekommen beide Geld vom Amt. Bei Massagen, in der Sauna und beim Squash lassen sie es sich gutgehen. Wie in ihren großen B-Movies der 70er und 80er.

Zwanzig Jahre nach dem VHS-Genuss im Kinderzimmer lassen copy & waste die Antihelden ihrer Kindheit noch mal antreten. Als gewiefte Trickser, die großen Schurken und fiesen Bürokraten das Handwerk legen. Dem Standard von sozialverträglicher Unterversorgung und Überproduktion setzen sie den Entwurf einer ganz anderen Welt entgegen. Dort werden Sozialleistungen angehäuft, verschwendet, umverteilt. Aber geht das: Nicht arbeiten, sich selbst aushalten, ohne Mehrwert? Bud Spencers wirbelnde Fäuste machen es vor. Also: die legendärsten Kloppereien der Filmgeschichte auf REWIND stellen! Dann: PLAY im Jobcenter, REPEAT im Wüstensand.

In einer Zeit, in der nur die verschwenden dürfen, die schon immer zu viel hatten, werfen Spencer und Hill virtuos alles über den Haufen. Aber sind die Western-Helden noch dagegen, oder ist ihr parasitäres Joint Venture von Super-arm und Super-reich bloß eine weitere Säule der neoliberal-flexiblen Wirtschaftsordnung? So oder so, sie hauen drauf, auf jene wunden Stellen, an denen das Noch-Bürgertum dem Prekariat näher ist, als es denkt. Also: Wer hängt hier eigentlich von wem ab?

Cut: Irgendwo steht ein alter Sheriff und erinnert sich an die Zeit, als Sozialstaat noch »sozial« hieß, und als blaue Augen nicht erst nach dem Faustschlag blau waren. Blende in den Pappmaché-Saloon, noch ein paar Schüsse aus dem Schokoladen-Colt, und: Black.